Interzoo Newsroom
„Die Warmherzigkeit der Interzoo im Digitalen widerspiegeln“

Dr. Rowena Arzt hat mit ihrem Messeteam die von der WZF (Wirtschaftsgemeinschaft Zoologischer Fachbetriebe GmbH) veranstaltete Interzoo.digital organisiert. Im Interview spricht sie darüber, welche Schwierigkeiten es zu überwinden galt, was sie beim nächsten Mal anders machen würde und welche Rolle eine digitale Interzoo in Zukunft spielen könnte.
Frau Dr. Arzt, hinter Ihnen und der gesamten Mannschaft des Messeteams liegen vier arbeitsreiche Monate der Vorbereitung und vier aufregende Messetage. Hat sich der Aufwand gelohnt?
Dr. Rowena Arzt: Auf jeden Fall. Wir haben mit der Interzoo.digital eine Plattform geschaffen, auf der die Branche sich treffen und austauschen kann. Dass das gut angenommen wurde, freut uns sehr.
Sie stehen im engen Austausch mit den Ausstellern und Besuchern. Wie bewerten die Unternehmen die digitale Premiere der Interzoo? Welches Feedback haben Sie bekommen?
Überwiegend haben wir ein sehr positives Feedback bekommen. Besonders gelobt wurde, dass man sich so gut vernetzen konnte, aber auch die Vielzahl der Vorträge und Aussteller sowie die Art und Weise der Darstellung. Auch, dass man in einer gebündelten Zeit sehr effizient Kontakte knüpfen konnte. Es wurde natürlich auch immer wieder der Vergleich gezogen zur physischen Messe, wo ich die Produkte mit allen Sinnen erleben kann. Auf der Interzoo.digital konnte ich mich dafür viel schneller von einem Aussteller zum nächsten bewegen. Das vollständige Stimmungsbild werden wir noch in einer Aussteller- und Besucherumfrage ermitteln.
Sie hatten wenig Zeit, um die Interzoo.digital auf die Beine zu stellen. Welche Herausforderungen mussten Sie in dieser Zeit bewältigen? Welche Schwierigkeiten mussten überwunden werden?
Schwierig war sicherlich, dass wir von null gestartet sind und es für alle ein Lernprozess war. Das Thema „digitale Messen“ war für uns neu. Das beginnt bei der Suche nach einem geeigneten Partner und geht weiter über die Frage, wie ich Produkte zuschneide, also welche Pakete ich den Ausstellern anbiete, um deren Bedürfnisse bestmöglich zu befriedigen. Welche Elemente integriere ich in eine digitale Veranstaltung, welche lasse ich weg? Oder auch die Frage, ob ich einen 3D-Messestand anbieten möchte oder in zwei Dimensionen bleibe, wie wir es gemacht haben. All´ diese Entscheidungen zu treffen und daraus dann Produkte zu designen, war nicht einfach. Hier hat sich das gute Zusammenspiel zwischen Haupt- und Ehrenamt und der Austausch mit der Branche einmal mehr bewährt. Das ganze Vorhaben war aber auch nur zu stemmen, weil die gesamte WZF sich stark eingebracht und voll und ganz mit der Interzoo.digital identifiziert hat. Eine besondere Herausforderung war es, die Emotionalität unserer Branche ins Digitale zu bringen. Dazu haben wir uns sehr viele Gedanken gemacht. Wir haben versucht, das Thema Tier auf der Plattform erlebbar zu machen und die Warmherzigkeit der Interzoo in einem digitalen Raum widerzuspiegeln. Vieles war Neuland und wir mussten sagen: Okay, wir machen das jetzt so.
Es gibt auch Kritik, zum Beispiel von einer bekannten deutschen Branchenzeitschrift. Dort heißt es, der Handel sei „unzureichend“ präsent gewesen. Was sagen Sie dazu?
Wir haben gesehen, dass von verschiedenen großen Handelsketten durchaus Vertreter dort waren, auch von kleineren Unternehmen. Wir werden das aber noch im Detail analysieren. Die Frage ist: Wie kommt man zu einer solchen Aussage, dass der Handel unzureichend präsent gewesen wäre? Dem gehen wir jetzt nach.
Viele sprechen darüber, was eine digitale Messe im Vergleich zu einer physischen nicht hat. Was hat denn umgekehrt die Interzoo.digital, was die physische Messe nicht hat?
Die Suchmechanismen sind sehr viel ausgefeilter. Ich komme vom Suchergebnis mit einem Klick zur Zielperson oder zum Stand des Unternehmens meines Wunsches. Die Schnelligkeit, die Möglichkeit unterschiedliche Wege zum Finden neuer Informationen zu gehen, das sind wichtige Aspekte. Toll ist auch der Bereich des Networking. Die Plattform unterstützt auch das Netzwerken unter den Besuchern stärker. Den Leadfinder haben wir bisher bei der physischen Interzoo nicht, wo ich meine Interessen eingeben und darlegen kann, was ich suche oder biete. Dazu bekomme ich dann direkt passende Personen angezeigt. Es ging nicht nur um den Kontakt zwischen Unternehmen und Person, sondern um den zwischen Person und Person. Auch die Verknüpfung von inhaltlicher Kompetenz zu einem Produkt ist auf der digitalen Interzoo gut gelungen, etwa die Verbindung von Vorträgen von Unternehmen zu deren Ständen und Produkten.
Ist es überhaupt sinnvoll, die Formate einer physischen und einer digitalen Messe miteinander zu vergleichen? Oder sollte man unterschiedliche Dinge von beiden erwarten?
Ich glaube Letzteres ist richtig. Es sind Formate, die verschiedene Bedürfnisse unterschiedlich bedienen können. Man muss schauen, wie man die Formate spielt, sie synergetisch einsetzt und miteinander kombiniert, sodass ein Mehrwert für die Branche entsteht. Ich glaube nicht, dass die digitale Veranstaltung die physische ablösen kann. Aber ich glaube auch nicht, dass es in Zukunft noch physische Messen ohne digitale Elemente geben wird. Ich sehe da durchaus eine Koexistenz.
Mit den Erfahrungen der vergangenen Monate: Was würden Sie bei der nächsten Vorbereitung einer digitalen Messe anders machen?
Wir hatten wenig Zeit. Mit mehr Zeit hätten wir vielleicht mit einer Gruppe einen kompletten Testlauf gemacht, um zu schauen, worauf es tatsächlich ankommt. Wir haben auch festgestellt, dass die Nutzer der Plattform an manchen Stellen während des Geschehens noch mehr Unterstützung benötigen. Wir haben im Vorfeld extrem viele Informationen zur Verfügung gestellt, die aber nicht von allen in der gleichen Intensität gesehen wurden. Deshalb muss man auch während der Messe das ein oder andere stärker kommunizieren. Vielleicht könnte man auch die Komplexität reduzieren, also etwa die Wege, auf denen man von einem Bereich der Plattform zu einem anderen findet. Wir sind glücklich mit dem, was wir erreicht haben, aber natürlich kann man es immer noch besser machen.
Im nächsten Jahr soll die Interzoo wieder in den Nürnberger Messehallen stattfinden. Welche Rolle könnte eine digitale Interzoo in Zukunft für die globale Heimtierbranche spielen?
Das digitale Format kann eine hervorragende Unterstützung sein, um Inhalte einer größeren Zielgruppe zur Verfügung zu stellen. Die Eröffnungsveranstaltung hat zum Beispiel eine wirklich große Gruppe angeschaut. Das waren mehr Menschen, als das bei einer physischen Interzoo der Fall gewesen wäre. Das Digitale kann Reichweite schaffen. Die Plattform kann auch das Netzwerken weiter unterstützen oder auch Inhalte kontinuierlich abrufbar halten. In dieser Richtung macht es Sinn, das Digitale zu nutzen. Wir werden jetzt aber auch überlegen, welche digitalen Elemente uns helfen und welche wir weiter entwickeln wollen. Dazu nutzen wir das Feedback unserer Kunden, der Aussteller und Besucher. Dann wollen wir schauen, wie eine digitale Interzoo die Heimtierbranche in Zukunft am besten unterstützen kann.
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